Pflug

Pflug
Pflug [pf̮lu:k], der; -[e]s, Pflüge ['pf̮ly:gə]:
Gerät, mit dem die Erde eines Ackers zu Schollen umgebrochen wird:
er ging hinter dem Pflug; der Ochse, der Traktor zieht den Pflug.

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Pflug 〈m. 1u; Landw.〉 Ackergerät zum Lockern, Wenden, Zerkrümeln der Erde [<ahd. pluoc, engl. plough; vermutl. aus dem Rätischen]

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Pflug, der; -[e]s, Pflüge [mhd. phluoc, ahd. pfluoh; H. u.]:
1. landwirtschaftliches Gerät mit in die Erde greifenden messerartigen Stahlteilen zum lockernden Aufreißen u. Wenden des Ackerbodens:
den P. schärfen, führen;
unter den P. kommen/unter dem P. sein (geh.; als Ackerland bestellt werden).
2. Kurzf. von Schneepflug (2).

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I
Pflug,
 
Bodenbearbeitungsgerät zum Wenden, groben Lockern und Mischen des Bodens (Pflügen). Man unterscheidet zwischen den gezogenen Scharpflügen und Scheibenpflügen mit nicht angetriebenen Arbeitswerkzeugen sowie zapfwellengetriebenen Pflüge, z. B. Kreiselpflug, einer Kombination aus Scharpflug und Bodenfräse. Die verbreitetste Form ist der früher von Gespannen (Gespannpflug), heute von Schleppern gezogene Scharpflug, der mit diesem durch Anhängen (heute selten), Aufsattelung oder Anbauen verbunden wird. Je nach Anzahl der Pflugkörper unterscheidet man Einscharpflug und Mehrscharpflug. Die Pflugkörper bestehen aus dem Schar, dem Streichblech mit der als Verlängerung dienenden Streichschiene, der Anlage mit der Schleifsohle zum Abstützen der auftretenden Vertikal- und Querkräfte auf dem Boden und aus dem Rumpf, mit dem die Teile verschraubt sind. Mit dem Schar wird aus dem Boden ein Streifen (»Erdbalken«) herausgeschnitten und mithilfe des Streichblechs gewendet. Durch die im Erdbalken auftretenden Druck-, Zug- und Drehspannungen entstehen Risse, die zu einem Zerkleinern der Erde in Abhängigkeit von der Bodenbeschaffenheit führen. Durch das Wenden wird der Erdbalken seitlich verlagert, an seiner ursprünglichen Stelle entsteht eine Furche, die beim nächsten Durchgang vom nächsten Erdbalken gefüllt wird.
 
Die Wirkung des Pflugkörpers kann durch Zusatzwerkzeuge verstärkt werden, z. B. durch das Scheibensech, ein kreisförmiges Stahlmesser, das zum senkrechten Abtrennen des Erdbalkens und zum Herstellen einer glatten Furchenwand vor dem Pflugkörper angebracht ist. Dem gleichen Zweck dient das Messersech, ein gegen die Fahrtrichtung nach hinten geneigtes Messer, oder das in der Anlage befestigte Anlagesech. Andere Zusatzwerkzeuge sind Strohleithorn, Düngereinleger oder Einlegestreichschiene, die das Unterpflügen von Stalldung, Gründünger oder (sperrigen) Vorfruchtrückständen verbessern. Nach der Arbeitstiefe unterscheidet man bei Scharpflügen Schälpflug, Saatpflug und Tiefpflug, nach der Arbeitsweise Beetpflug und Kehrpflug. Beetpflüge können den Erdbalken (in Fahrtrichtung betrachtet) nur in eine Richtung wenden; Kehrpfüge, die wiederum als Dreh-, Kipp- und Wechselpflug ausgebildet werden, haben die Fähigkeit, die Erdbalken wechselseitig nach beiden Richtungen zu werfen. Beetpflüge fahren zum Bearbeiten des Ackers um ein immer kleiner werdendes »Beet« herum. Kehrpflüge können an einer Feldseite hin- und herfahren; bei der Hinfahrt wird z. B. der nach rechts wendende Pflugkörper, bei der Rückfahrt der nach links wendende in den Boden gebracht. - Ähnlich wie die Scharpflüge arbeiten die Scheibenpflüge, deren Werkzeuge anstelle von Schar und Scheibenblech schräg zur Fahrtrichtung angebrachte, gewölbte Stahlblechscheiben sind, deren kreisförmige Ränder als Schneiden ausgebildet sind. Während des Pflügens werden die Scheiben durch die Bodenreibung in Drehung versetzt, die Erde wird über einen Abstreifer zur Seite geworfen.
 
 
Einfache hölzerne Hakenpflüge, die die Erde kontinuierlich aufreißen, jedoch nicht wenden können, sind bereits seit Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. in Mesopotamien bekannt, während sonst der Boden allgemein mit der Hacke aufgerissen und mit Grabstöcken Furchen für die Saat gezogen wurden. Die vermutlich ältesten Hakenpflugspuren in Mittel- und Nordeuropa wurden unter neolithischen Gräbern in Skandinavien gefunden (um 2000 v. Chr.), etwas jüngeren Datums sind Funde im schweizerischen Voralpenland. Die hier ausgegrabenen Handhaken wurden von einem »Häker« an den Sterzen (Griffhölzern) geführt und von einer oder zwei Personen an einem Seil gezogen. Die bislang ältesten Nachweise über die Benutzung eines Pflugs wurden in Feddersen Wierde gefunden; anhand der Pflugspuren kann gezeigt werden, dass der Boden nicht nur gehakt, sondern auch gewendet wurde. Diese Beetpflugtechnik fand jedoch erst wieder im 15. Jahrhundert Verbreitung, u. a. durch die Entwicklung des Kehrpflugs. Bei der Bauweise wurden die jeweiligen Bodenverhältnisse berücksichtigt; zu einer Standardisierung des Pflugs kam es in den Industrieländern erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Verbreitung des Pflugs und damit des auf großen Flächen betriebenen Getreideanbaus erfuhr nach dem Zeitalter der Entdeckungen eine Ausweitung über die ganze Erde. Europäer brachten den Pflugbau in alle überseeischen Gebiete, in denen Getreideanbau eingeführt werden konnte, und schufen damit die Grundlagen für die Kornkammern der Erde. Zum Ziehen der Pflüge dienten in Europa hauptsächlich Ochsen, später auch Pferdegespanne (in anderen Regionen auch Kamele, Wasserbüffel und Elefanten) und schon im ausgehenden 19. Jahrhundert Maschinen. Die Dampfmaschine ermöglichte den Einsatz schwerer, an Drahtseilen gezogener Mehrscharpflüge (Dampfpflug). I. Allgemeinen setzte die Motorisierung jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Entwicklung und Produktion leistungsfähiger Ackerschlepper ein. Der vor der Entwicklung moderner Schlepperhydraulik vornehmlich verwendete Anhängepflug wurde in den letzten Jahren mehr und mehr durch den Anbaupflug verdrängt, der über ein Dreipunktgestänge mit dem Schlepper verbunden ist. (Landtechnik)
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Agrartechnik: Technische Verfahren und Maschinen
 
Agrarwirtschaft der vorindustriellen Epoche: Von der Hand in den Mund
 
II
Pflug,
 
Julius von, letzter katholischer Bischof von Naumburg-Zeitz, * Eythra (bei Leipzig) 1499, ✝ Zeitz 3. 9. 1564; nach Studium in Leipzig, Bologna und Padua (1510-20) zusätzliches Rechtsstudium und diplomatische Ausbildung. 1522 wurde Pflug Dompropst in Zeitz, 1537 Dekan von Meißen, 1541 Bischof von Naumburg-Zeitz, konnte sich aber erst 1547 nach dem Schmalkaldischen Krieg gegen den von Kurfürst Johann Friedrich I. eingesetzten lutherischen Bischof N. von Amsdorf durchsetzen. Der reformerische und friedenswillige Humanist Pflug bemühte sich in Trient (1551/52) und auf allen Religionsgesprächen zwischen 1530 und 1547 um die Aufhebung der Kirchenspaltung. Pflug ist Mitverfasser des Regensburger Buches (des vom Kaiser bei dem Religionsgespräch von 1541 vorgelegten Vergleichsentwurfs) und des Augsburger Interims (1548). Die Rekatholisierung seines Bistums erreichte er nicht.
 
Ausgabe: Correspondance, herausgegeben von J. V. Pollet, 5 Bände (1969-82).
 
 
J. V. Pollet: J. P., in: Gestalten der Kirchengesch., hg. v. M. Greschat, Bd. 6 (1981);
 
Pflugiana. Studien über J. P. (1499-1564). Ein internat. Symposium, hg. v. E. Neuss u. a. (1990);
 J. V. Pollet: J. P. (Leiden 1990).
 

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Pflug, der; -[e]s, Pflüge [mhd. phluoc, ahd. pfluoh; H. u.]: 1. landwirtschaftliches Gerät mit tiefer in die Erde greifenden messerartigen Stahlteilen zum lockernden Aufreißen u. Wenden des Ackerbodens: Weide wechselte ab mit Ackergrund, durch den der P. schon geschürft hatte, um die neue Aussaat vorzubereiten (Kaiser, Villa 39); den P. schärfen, führen; das Pferd, der Traktor zieht den P.; hinter dem P. gehen; *unter den P. kommen/unter dem P. sein (geh.; als Ackerland bestellt werden). 2. kurz für ↑Schneepflug (2).

Universal-Lexikon. 2012.

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